Wenn man mal wieder das Netz nach Nordkorea abgrast, findet man so viele Beiträge, dass das Land plötzlich gar nicht mehr so verhuscht und rückständig wirkt. Unser alter Bekannte Christian Kracht hat über dieses Land ein Buch herausgebracht (mit Eva Munz und Lukas Nikol: Die totale Erinnerung, 2006) und auch in der F.A.S. erschöpfend über seine Sichtweise auf dieses Land und seine Inszenierung geschrieben – denn ebenjenes, eine Inszenierung, sieht er in Kim Jong-Ils Zauberreich, wo dem Besucher Scheinfahrten in der U-Bahn, potemkische Dörfer und fröhliche Straßenfeste vorgeführt werden. Einen konfuzianischen Bluff. Wie gewohnt hat er auch eine historische Referenz parat, nämlich die urdeutsche Reisejournalistin Luise Rinser, die diese Inszenierung schon Anfang der Achziger Jahre durchschaut hat und fortan lächeln musste, wenn ein Fotograf sich über diese “Bereitstellung” ärgerte. Sie meinte, wohl aus eigener Erfahrung: “Welche deutsche Hausfrau wäre einverstanden, wenn ein koreanisches Team einfach ankäme und ihre noch unaufgeräumte Wohnung filmen wollte? Würde sie nicht sagen: Morgen! Und würde das Team am nächsten Tag nicht eine mit Blumen geschmückte, aufgeräumte Wohnung finden statt der alltäglich unordentlichen…? Würden wir das als Betrug sehen?”

Auch in diesem Jahr hat sich wieder ein Fotograf aufgemacht, um das Land hinter der Ideologiemauer zu erkunden, und man staunt wieder gerne über die tollen Ansichten, die diese 360°-3D-Inszenierung schafft. David Guttenfelder/AP

We can’t get enough of these beautiful pictures from North Korea – das ist es also schon hier bei uns im Westen: Kommunismus wird konsumiert.